Eine Scheidenpilz-Infektion wird in der Regel durch Hefepilze vom Typ Candida albicans ausgelöst. Hefepilze besiedeln zwar die Schleimhäute und Haut jeder Frau. Doch sie werden zum Problem, wenn das Gleichgewicht der Vaginalflora gestört wird, und sich der saure pH-Wert in den neutralen oder basischen Bereich verschiebt. Dann kommt es zu einer Pilzerkrankung. Typische Anzeichen: krümeliger weißer Ausfluss, starkes Jucken und Brennen beim Wasserlassen.
Ein Pilzbefall bedeutet für die Betroffene nicht immer eine Erkrankung. Erst bestimmte Risikofaktoren begünstigen jedoch die Vermehrung der Pilze.
Die wichtigsten Auslöser und Risikofaktoren für Scheidenpilz:
- Candida albians und weitere Hefepilz-Formen
- Falsche Intimhygiene
- Ungeeignete Kleidung
- Hormonveränderungen
- Antibiotika und weitere Medikamente
- Geschwächtes Immunsystem und Stress
- Diabetes
- Unverträglichkeiten
- Wird Scheidenpilz vererbt?
Candida albians und weitere Hefepilz-Formen
Ausgelöst wird der Scheidenpilz durch den Hefepilz Candida albicans, eher selten sind weitere Hefepilzarten die Ursache für die Infektion für die Infektion. Die Pilze befinden sich überall in der Umwelt und besiedeln die Schleimhäute jeder Frau. Manche Mediziner sind sogar der Meinung, dass eine geringe Anzahl von Hefepilzen zur natürlichen Scheidenflora gehört. Meist stammen die Hefepilze jedoch aus dem Magen-Darm-Trakt. Bei 20 bis 50 Prozent können die Pilze im Mund und Verdauungstrakt nachgewiesen werden. Bei einer falschen Toilettenhygiene kann der Pilz vom Enddarm in die Scheide gewischt werden. Auch beim Geschlechtsverkehr oder durch die gemeinsame Benutzung von Textilien mit Hautkontakt kann sich eine Frau mit dem Pilz anstecken.
Doch nicht immer löst der Pilz auch eine Infektion mit heftigem Juckreiz, Brennen und quarkigem Ausfluss aus. Bei einer gesunden Frau sorgt die Scheidenflora dafür, dass sich Pilze nicht ausbreiten. Die Milchsäurebakterien (Laktobazillen) in der Vagina sorgen für ein saures Milieu, welches den Pilzen keine optimalen Lebensbedingungen bietet.
Zum Problem werden Pilze, wenn sie die Immunabwehr des Wirtes überwinden. Dies kann unter anderem dann passieren, wenn die vaginale Immunabwehr nicht mehr intakt ist, zum Beispiel durch Einnahme von Antibiotika oder zyklusbedingte Veränderungen. Auch ein schwaches Immunsystem, wie es bei einer Erkältung oder Stress auftreten kann, ist eine mögliche Ursache, wenn es zu Scheidenpilz kommt. Das saure Milieu der Scheide kann zudem durch viele andere Faktoren ins Ungleichgewicht geraten.
Falsche Intimhygiene
Vor allem durch falsche übertriebene Intimhygiene kann das saure Scheidenmillieu gestört werden und den Pilzen die Vermehrung erleichtern.
Beeinträchtigt wird der saure pH-Wert der Scheide beispielsweise durch:
- zu häufiges Waschen und Duschen
- Scheidenspülungen mit Wasser oder Zusätzen
- Benutzung von Seifen, Duschgels, Waschlotionen oder Enthaarungscremes im Intimbereich
- Duftstoffe und andere Inhaltsstoffe in Parfüms, Cremes, Gleitgels
Auch Chlorwasser kann der Vaginalflora zusetzen. Zudem reizt die Verwendung von Kosmetiktüchern die Schleimhaut der Schamlippen, kann zu kleinen Rissen und Entzündungen führen, in denen die Pilze sich festsetzen können.
Ungeeignete Kleidung
Hefepilze brauchen zur Vermehrung feuchte, warme Umgebung. Die findet er im Scheidenbereich zwar sowieso schon vor, die Wahl der Kleidung kann den Effekt zusätzlich verstärken. Für ein warmes feuchtes Klima sorgen enge synthetische Kleidungsstücke, wie Strumpfhosen und Unterwäsche aus Kunstfasern, enge Jeanshosen oder nicht gewechselte feuchte Unterwäsche oder Badekleidung. Auch Slipeinlagen mit Kunststoffbeschichtung können zu einem pilzfreundlichen Klima beitragen. Bei erheblichem Übergewicht finden die Pilze ein optimales Klima zwischen Hautfalten, wo wenig Luft hinkommt
Hormonveränderungen
Jedes Mal, wenn sich die hormonelle Situation bei Frauen stark verändert, hat dies auch Einfluss auf die Mikroorganismen in der Scheide. Höhere Spiegel der weiblichen Hormone Östrogen und Gestagen erleichtern den Pilzen die ungehemmte Vermehrung. Aus diesem Grund tritt eine Scheidenpilzinfektion häufig in der Schwangerschaft und in der zweiten Zyklushälfte auf.
Die erhöhten Hormonspiegel können auch Ursache dafür sein, dass bei pubertierenden Mädchen das Frausein gleich mit einem Scheidenpilz anfängt. Auch die Antibabypille enthält Hormone. Allerdings sind diese in den heute meist verwendeten Mikropillen so niedrig dosiert, dass Scheidenpilzinfektionen nicht gehäuft auftreten.
Anders ist dies bei der wesentlich höher dosierten "Pille danach", die häufiger eine Scheidenpilzinfektion nach sich zieht. Und in der Zeit der Wechseljahre verändert sich der Hormonspiegel der Frau erneut, weshalb sich Pilze gerne ansiedeln.
Antibiotika und weitere Medikamente
Eine Behandlung mit Antibiotika hat zum Ziel, Bakterien abzutöten. Antibiotika werden häufig bei Blasenentzündungen verschrieben. Die Präparate sind zwar sehr wirksam gegen die Erreger der Entzündung, jedoch machen sie nicht vor den nützlichen Scheidenbakterien Halt. So entsteht ein Ungleichgewicht im Scheidenmillieu, das Wachstum von Pilzen wird gefördert, Candida und Co. haben leichte Hand.
Neben Antibiotika kann auch die Einnahme anderer Medikamente einen negativen Einfluss auf das Scheidenmillieu haben. So wird bei Kortikosteroiden oder Chemotherapeutika die körpereigene Abwehr herabgesetzt. Das Immunsystem kann sich nicht mehr effektiv genug gegen Krankheitserreger wehren. Häufig treten deshalb bei der Einnahme Infektionen mit Viren, Bakterien oder auch Pilzen auf.
Geschwächtes Immunsystem und Stress
Ein weiterer Risikofaktor für den Ausbruch von Scheidenpilz ist eine geschwächte Körperabwehr. Normalerweise setzen eindringende Pilze, Bakterien, Viren und Parasiten dem Körper wenig zu. Er verfügt nämlich über zahlreiche Schutzbarrieren, die viele Erreger schon vernichten, bevor das Immunsystem eingreifen muss.
Auf der Haut wirkt zum Beispiel ein Säureschutzmantel gegen das Eindringen fremder Keime, die Magensäure tötet Erreger ab und die Scheide ist durch ein saures Millieu geschützt Gelingt es Keimen dennoch, einzudringen, aktiviert der Körper weitere Mechanismen seines komplexen Abwehrsystems. So verhindert er Infektionen oder bekämpft sie. Das Immunsystem kann jedoch durch eine Reihe von Faktoren geschwächt sein und dann nicht optimal arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel:
- Infekte, Erkältungen und Allgemeinerkrankungen
- Einnahme von Medikamenten
- Nicht ausreichender Schlaf oder Schlafstörungen
- Ungesundes und unregelmäßiges Essen
- Wenig Bewegung
- Bestimmte Therapien wie Chemotherapie,
- Angeborene oder erworbene Immunschwäche
Auch psychische Belastungen und Dauerstress wirken sich auf das körperliche Abwehrvermögen aus. Denn Dauerstress beeinflusst nachweislich sowohl die allgemeine als auch die spezifische Immunabwehr und führt unter anderem dazu, dass die Zahl der Immunzellen im Blut sinkt und die natürlichen Killerzellen und die sogenannten Fresszellen, die normalerweise Bakterien, Viren und Pilze unschädlich machen, weniger aktiv sind. Entsprechend größer ist das Risiko, dass Infektionen - wie etwa eine Scheidenpilzinfektion – auftreten können, hartnäckig verlaufen oder immer wiederkehren.
Diabetes
Vor allem Diabetikerinnen müssen gut auf sich achtgeben – auch in punkto Scheidenpilz. Zum einen ist ihr Immunsystem nicht so robust, das macht sie grundsätzlich anfälliger für Infektionen als gesunde Frauen. Zum anderen ist in ihrem Gewebe und in der Gewebeflüssigkeit mehr Zucker vorhanden. So können sich Bakterien und Pilze besser vermehren.
Um zu wachsen, benötigen Hefepilze nämlich Zuckerbausteine. Sie wandeln diese zu Kohlendioxid und Alkohol um. Letzterer ist für das Brennen bei Infektionen im Vaginalbereich verantwortlich. Bei Frauen mit Diabetes mellitus ist zudem der Zuckeranteil auf den Schleimhäuten der Scheide erhöht – ideale Bedingungen für eine Pilzinfektion.
Gut eingestellter Blutzucker verhindert Pilzinfektionen
Ein optimaler Blutzuckerspiegel ist für eine Diabetikerin die beste Prophylaxe gegen eine Pilzinfektion der Scheide. Wenn eine Diabetikerin wiederholt an Scheidenpilz erkrankt, ist das ein Zeichen dafür, dass der Blutzucker schlecht eingestellt ist. Damit riskieren Betroffen nicht nur eine Scheidenpilzinfektion, sondern weitere Folgeerkrankungen. Wenn beim regelmäßigen Messen des Blutzuckers häufig erhöhte Werte festgestellt werden, sollte die medikamentöse Einstellung angepasst werden. Weitere Vorbeugemaßnahmen (richtige Intimhygiene, Stärkung des Immunsystems) können auch bei Diabetikerinnen helfen, den Scheidenpilz zu verhindern.
Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln und Umweltgifte
Wenn der Scheidenpilz immer wieder kehrt, kann dies auch daran liegen, dass der Körper bestimmte Stoffe nicht verträgt. Vor allem naturheilkundlich orientierte Ärzte gehen davon aus, dass dadurch das Gewebemilieu verändert wird, was wiederum die Vermehrung von Krankheitserregern wie Pilze begünstigt.
Typische Substanzen, die Scheidenpilz begünstigen können, sind:
- Zahnfüllungen mit Palladium (in Goldfüllungen) oder Amalgam
- Milch
- Weizen
- Ei
- Zucker
- Soja
- Süßstoff
- Medikamente
- Umweltgifte wie Formaldehyd, das etwa in Spanplatten, Isolierschäumen, Desinfektions- sowie Konservierungsmitteln und Kosmetika enthalten sein kann
Ob eine Scheidenpilzinfektion tatsächlich auf eine Unverträglichkeit zurückzuführen ist, können Heilpraktiker und Ärzte für Naturheilkunde mithilfe spezieller Diagnostik feststellen.
Wird Scheidenpilz vererbt?
Die Vererbung spielt eine große Rolle in unserer Entwicklung. Das trifft jedoch nicht auf die Anfälligkeit für Scheidenpilz zu. Wenn sowohl die Mutter als auch die Tochter oft unter Infektionen der Intimgegend leiden ist es das Verhalten, was von der Mutter auf die Tochter übergeht: Oft lernen junge Mädchen von ihren Müttern falsche Verhaltensweisen, die die Entstehung von Scheidenpilzen fördern. Übertriebene Intimhygiene, das Waschen der Intimzone mit Reinigungslotions oder das tägliche Tragen von luftundurchlässigen Slipeinlagen sind die häufigsten "Erbfehler", die sich Töchter im Badezimmer von der Mutter abschauen.
Genetisch bedingt ist ein anfälliges Immunsystem
Ein Faktor, der jedoch wirklich von Mutter zu Tochter weitervererbt wird, ist ein anfälliges Immunsystem. Wer häufig krank ist, muss häufig Medikamente wie Antibiotika einnehmen - dann hat der Scheidenpilz ein leichtes Spiel. Doch auch wenn eine Frau eine erhöhte Infektanfälligkeit in der Familie vermutet, muss sie sich ihrem genetischen Schicksal nicht ergeben. Unsere Abwehrzellen können wir durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung an der frischen Luft und den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten positiv beeinflussen.