Liebe, Lust und Scheidenpilz

Sex und Scheidenpilz: Diese Regeln sind wichtig

Scheidenpilz ist keine klassische Geschlechtskrankheit. In seltenen Fällen werden Pilzerreger aber beim Sex übertragen. Wie kann man sich vor einer Pilzinfektion schützen und ist Sex während einer Pilz-Behandlung ratsam? Welche Regeln Sie befolgen sollten, um Ihr Liebesleben schnellstmöglich wieder genießen zu können!

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Kurzübersicht

Ist Scheidenpilz auf den Mann übertragbar? Ja, Männer können Frauen und umgekehrt Frauen Männer (oder andere Frauen) anstecken. Bei Männern wird eine Pilzinfektion im Genitalbereich als Penispilz bezeichnet.

Ist Scheidenpilz durch Oralverkehr möglich? Der Pilz ist auch über den Speichel übertragbar, weshalb er auch bei Oralverkehr weitergegeben werden kann.

Wie lange kein Sex bei Scheidenpilz? Während akuter Symptome und der Therapie ist es ratsam, auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. In der Regel dauert die Pilzbehandlung drei Tage an. Wer danach weiterhin unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr leidet, sollte es auch einige Wochen danach langsam angehen lassen.

Im Überblick:

Sex und Scheidenpilz: 10 goldene Regeln

Sex kann Ursache für häufigen Scheidenpilz sein

Scheidenpilz ist keine Geschlechtskrankheit. Denn die Erreger kommen bei vielen Frauen natürlicherweise in der Scheide und auch in anderen Körperregionen vor. Allerdings können die Hefepilze Candida albicans auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden. Das heißt nicht, dass es zu Scheidenpilz kommen muss.

Im Normalfall, wenn die Scheidenflora im Gleichgewicht ist, führt eine Ansteckung nicht zu Scheidenpilz. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt und kommen weitere Risikofaktoren hinzu, kann die Erkrankung ausbrechen.

Achtung: Ping-Pong-Effekt!

Bei Frauen, die zu häufigen Scheidenpilzinfektionen neigen, kann der Sex mit dem*der Partner*in eine fortwährende Infektionsquelle sein. Das Tückische: Diese*r selbst muss keine Beschwerden im Intimbereich haben. Treten immer wieder typische Scheidenpilzsymptome wie Juckreiz, Brennen oder auch Ausfluss nach dem Geschlechtsverkehr auf, sollte der*die Partner*in daher ebenfalls untersucht werden.

Scheidenpilzinfektion und Sex: Das gilt es zu beachten

Solange die Symptome des Scheidenpilzes anhalten und die Behandlung andauert, sollte am besten auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden, um den*die Partner*in vor einer Ansteckung zu schützen und die ohnehin gereizte Haut im Genitalbereich zu schonen. Aufgrund des mitunter starken Juckens, Brennens und der Schmerzen haben viele Frauen aber ohnehin keine Lust auf sexuelle Aktivitäten.

Wer dennoch nicht auf Sex verzichten möchte, sollte folgende Punkte befolgen:

  • Kondome verwenden: Kondome bieten einen gewissen Schutz vor einer Übertragung des Pilzes auf den*die Partner*in. Latexkondome sollten aber nicht zusammen mit fetthaltigen Gleitmitteln verwendet werden: Sie machen die Gummis porös und steigern das Ansteckungsrisiko. Und wichtig: Einige Cremes zur Behandlung von Scheidenpilz beeinträchtigen die Sicherheit der Kondome.

  • Schutz bei Anal- und Oralverkehr: Ein Kondom ist auch bei Analverkehr wichtig. Denn auch am After können sich die Scheidenpilz-Erreger Candida albicans aufhalten. Oralsex kann die Pilzinfektion auf den Mund- und Rachenraum übertragen. Um dies zu verhindern, ist es ratsam ein spezielles Kondom für die Frau (Femidom) oder ein Lecktuch zu verwenden.

  • Vorsicht bei Sexspielzeug: Wer Sexspielzeug verwenden möchte, sollte unbedingt auf Sauberkeit achten. Denn auf Dildos und Vibratoren können sich Keime ansiedeln und beim nächsten Einsatz wieder in die Vagina gelangen. Um sie sicher von Pilzen und Bakterien zu befreien, sollte Sexspielzeug vor dem Gebrauch mit heißem Wasser und Seife gereinigt werden. Über einen Dildo kann ein Kondom übergestreift werden, das anschließend entsorgt wird.

  • Gute Hygiene: Sowohl vor als auch nach dem Geschlechtsverkehr sollte auf gründliche Hygiene geachtet werden. Dazu gehört beispielsweise, die Hände zu waschen und die Genitalien sanft mit Wasser zu reinigen.

Mit der richtigen Behandlung verschwinden die Scheidenpilz-Beschwerden nach etwa drei Tagen wieder. Dann kann das Sexualleben meist wieder wie gewohnt stattfinden.

Symptome von Geschlechtskrankheiten erkennen

Selbstbefriedigung und Scheidenpilz

Normalerweise ist Selbstbefriedigung (Onanieren) keine Ursache für Scheidenpilz. Über die Hände oder eingeführte Gegenstände können allerdings Keime in die Vagina gelangen. Auch bei Gleitmittel ist Vorsicht geraten, da sich einige negativ auf die Scheidenflora auswirken.

Statt Gleitmittel zu verwenden, befeuchten manche Frauen bei der Masturbation ihre Finger im Mund. Wie Untersuchungen gezeigt haben, können sich im Speichel auch Hefepilze befinden, vor allem wenn die Frauen akut an einer Vaginalmykose leiden. Speichel ist somit eine potenzielle Quelle für eine erneute Ansteckung und eine mögliche Ursache für wiederkehrende Pilzinfektionen.

Während einer akuten Scheidenpilzinfektion wird zudem vom Onanieren abgeraten, da die Reibung die Symptome noch verschlimmern kann.

Verhütung während Scheidenpilzbehandlung

Zur Behandlung des Scheidenpilzes werden heute gut wirksame lokal anzuwendende Antipilzmittel (Antimykotika) eingesetzt. Diese Vaginalzäpfchen und Cremes gegen Pilzinfektionen wirken direkt in der Scheide. Die Inhaltsstoffe können den Schutz von Kondomen, Diaphragmen und spermizider Verhütungssalben aber unter Umständen beeinträchtigen.

Diaphragmen und Portiokappen können durch Antipilzcremes und Vaginaltabletten beispielsweise verrutschen. Auch bei spermienabtötenden Gels und Schaumzäpfchen besteht die Gefahr einer Reaktion mit den Antimykotika. Die Schutzwirkung von Kondomen kann durch die Anwendung von Antipilzmitteln ebenfalls herabgesetzt werden.

Hormonelle Verhütungsmethoden wie die Antibabypille, ein Verhütungsring oder -pflaster werden durch Antimykotika in ihrer Schutzwirkung dagegen nicht beeinträchtigt. Gleiches gilt für die Spirale.

Nach Scheidenpilz: Was hilft gegen Schmerzen beim Sex?

Nach einer überstandenen Scheidenpilzinfektion haben Frauen oft Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Der Grund dafür ist, dass der Scheidenpilz die Schleimhaut der Scheide angegriffen hat, die sich davon nur langsam erholen kann.

Die Regenerationszeit des Körpers kann mithilfe von Milchsäurebakterien unterstützt werden. Diese dominieren das Scheidenmilieu einer gesunden Frau und schützen sie vor Infektionen. Sie erzeugen ein saures Milieu, das das Wachstum anderer Bakterien und Pilze hemmt. Zusätzlich können spezielle Befeuchtungsgele für die Scheide lindernd wirken.

Reichen diese Präparate allein nicht aus, können für eine gewisse Zeit auch Hormonpräparate helfen. Diese eignen sich vor allem für Frauen mit chronischem Scheidenpilz und gereizter Schleimhaut. Solche Medikamente müssen ärztlich verschrieben werden. Es gibt sie in Form von Cremes und Zäpfchen, die in die Scheide eingeführt werden.

Gleitmittel schützen angegriffene Scheide beim Sex

Frauen, die in der Regenerationszeit nach einer Scheidenpilzinfektion vaginalen Sex haben wollen, können Gleitmittel verwenden, um Schmerzen beim Einführen des Penis oder eines Sexpielzeuges zu vermeiden. Für Frauen mit angegriffener Scheidenschleimhaut gibt es Gleitgels, die den pH-Wert der Vagina stabilisieren und das Scheidenmillieu schonen. Zudem sorgen sie für ausreichende Feuchtigkeit, was den Verkehr mit Kondom lustvoller und angenehmer macht.

Scheidenpilz – den Geschlechtspartner mitbehandeln?

Eine routinemäßige Paartherapie wird mittlerweile nicht mehr empfohlen – es denn:

  • der männliche Sexualpartner hat eine Pilzinfektion am Penis
  • eine weibliche Sexualpartnerin leidet ebenfalls unter Scheidenpilz
  • bei der Frau kommt es zu immer wiederkehrenden Infektionen

Meist wird dann ein Abstrich aus dem Mund beider Sexualpartner*innen sowie vom Penis des Mannes entnommen und auch die Harnröhre auf Scheidenpilzerreger untersucht. Dies ist beispielsweise in der hausärztlichen oder urologischen Praxis möglich. Finden sich dieselben Erreger wie in der Scheide der Frau, ist eine Mitbehandlung des*der Partners*Partnerin sinnvoll.

Gesunde Scheidenflora: Die besten Tipps