Scheidenpilz ist nicht nur lästig, das Jucken, Brennen und der weiß-bröckelige Ausfluss können die Lebensqualität der betroffenen Frauen stark einschränken. Wenn jedoch bereits beim Auftreten der ersten Symptome mit der Behandlung begonnen wird, lässt sich die Infektion in der Regel schnell und effektiv in den Griff bekommen.
Übersicht: Behandlung von Scheidenpilz
- Antipilzmittel aus der Apotheke
- Wann ist ein Arztbesuch nötig?
- Behandlung von chronischem Scheidenpilz
- Eigenbehandlung mit Hausmitteln
- Wie wirkt eine Antipilz-Diät?
- Homöopathische Mittel gegen Scheidenpilz
- Muss der*die Partner*in mitbehandelt werden?
- Milchsäurepräparate bei der Scheidenpilz-Behandlung
- Wie kann die Behandlung unterstützt werden?
Antipilzmittel aus der Apotheke
Viele Frauen sprechen gut auf eine Behandlung mit lokal wirkenden Salben und Zäpfchen gegen Scheidenpilz an. Diese Antimykotika kann man ohne Rezept in der Apotheke kaufen. Ein Besuch bei der*dem Ärztin*Arzt ist dafür nicht nötig. Die Mittel gibt es zum Beispiel in Form von Vaginaltabletten und Cremes oder zur Anwendung in Kombination. Häufig angewendete rezeptfreie Mittel gegen Scheidenpilz sind zum Beispiel Präparate mit dem Wirkstoff Clotrimazol.
Wirksam ist eine Behandlung mit Kombinationspräparaten aus Scheidenzäpfchen– oder Tablette und einer Salbe. Das Zäpfchen oder die Tablette wird am besten abends tief in die Scheide eingeführt. Dort löst es sich auf und die Substanz kann wirken. Zusätzlich wird außerhalb der Scheide rund um die Schamlippen, um Damm und After eine Salbe aufgetragen.
Die Antipilzpittel sollten möglichst schon beim ersten Auftreten von Symptomen an drei aufeinanderfolgenden Tagen angewendet werden. Auch wenn die Symptome bereits nach der ersten Tablette verschwinden, sollte die Behandlung nicht vorher abgebrochen werden. Denn die Pilzerreger (meist Candida albicans) können nur dann vollständig abgetötet werden, wenn die Zäpfchen vollständig aufgebraucht werden. Während der Menstruation ist eine Behandlung mit Zäpfchen oder Vaginaltabletten jedoch nicht sinnvoll, da die Wirkstoffe mit der Blutung nach außen gespült werden.
Wann zur*zum Ärztin*Arzt bei Scheidenpilz?
Oftmals besteht Unsicherheit, inwieweit man Antimykotika in Selbstmedikation, also ohne vorherigen Arztbesuch anwenden kann, beziehungsweise wann dies nicht zu empfehlen ist. Dafür gibt es einige Grundsätze:
- Beim erstmaligen Auftreten von Scheidenpilz: So raten Experten zum Arztbesuch, wenn Beschwerden wie Juckreiz, Brennen, Ausfluss und Rötung das erste Mal auftreten und die Frau noch keine Erfahrung mit der Erkrankung und den Symptomen hat. Zwar handelt es sich oft um eine Pilzinfektion. Es können aber auch andere Krankheiten dahinterstehen wie eine bakterielle Vaginose, um Mischinfektion mit Bakterien und Pilzen oder eine Infektion mit Trichomonaden. Nur die*der Ärztin*Arzt kann sicher klären, welche Erreger für die Beschwerden verantwortlich sind und auf dieser Grundlage eine wirksame Therapie auswählen. Auch kann sie*er die Frau über mögliche Symptome aufklären, die für Scheidenpilz sprechen und Hinweise zur Vorbeugung, zum Beispiel durch die richtige Intimhygiene geben.
- Wenn die Beschwerden anhalten: Auch wenn trotz Therapie mit Antipilzmitteln keine Besserung der Beschwerden oder eine Verschlechterung zu beobachten ist, sollten betroffene Frauen eine*einen Ärztin*Arzt aufsuchen, damit eine Fehldiagnose oder ein Verschleppen einer anderen Erkrankung vermieden werden kann.
- in der Schwangerschaft: Bei einem Verdacht auf Scheidenpilz sollten sich Schwangere entsprechend untersuchen lassen. Die Erreger können während der Geburt auf das Kind übertragen werden und dann zu Pilzinfektionen beim Neugeborenen führen. Zudem ist es wichtig, dass die*der Ärztin*Arzt abklärt, ob es sich möglicherweise um eine bakterielle Infektion mit ähnlichen Symptomen handelt. Tritt diese während der Schwangerschaft auf, besteht ein erhöhtes Frühgeburtsrisiko.
- bei weiteren Symptomen: Auch wenn unangenehm riechender Ausfluss, Bläschen und wunde Stellen oder Schmerzen beim Wasserlassen auftreten, sollte die Frau ärztlichen Rat einholen und keine Scheidenpilzbehandlung in Eigenregie einleiten. Denn diese Beschwerden können auf andere Erkrankungen hindeuten.
Behandlung bei "chronischem Scheidenpilz"
Bei häufig wiederkehrendem Scheidenpilz fühlt es sich für die betroffenen Frauen an, als sei der Scheidenpilz chronisch. Das ist aber eigentlich nicht möglich, sondern es handelt sich um mehrere Infekte direkt hintereinander. Bei häufig wiederkehrendem Scheidenpilz ist die Scheidenflora meist nachhaltig gestört, da zu wenig Milchsäure-Bakterien (Laktobazillen) vorhanden sind. Laktobazillen produzieren die für eine gesunde Scheidenflora und das saure Millieu verantwortliche Milchsäure.
Milchsäure, beispielsweise in Form eines feuchtigkeitsspendenden Gels, ist frei verkäuflich in der Apotheke erhältlich. Sie fördert die Vermehrung und Funktion natürlicherweise vorhandenen Laktobazillen der Vaginalflora. In seltenen Fällen (etwa 10 Prozent) gibt es einzelne Pilzarten, die auf die üblichen Antipilzmittel nicht ansprechen. Diese wiederkehrenden Infektionen sollten auf alle Fälle von einer*einem Ärztin*Arzt begutachtet und therapiert werden. Oft sind zur Behandlung spezielle Wirkstoffe und auch oral einzunehmende Medikamente erforderlich, die je nach Erregern und individuellen Voraussetzungen ausgewählt werden.
Frauen, die immer wieder an Scheidenpilz erkranken, sollten nach einer Infektion die Flora der Vagina wieder aufbauen, zum Beispiel mit einem Milchsäurepräparat. Das unterstützt die Vermehrung der körpereigenen Laktobazillen, die für ein für ein saures Klima sorgen, das Pilze und Bakterien am Ausbreiten hindert. Gerät das empfindliche Scheidenmilieu aus dem Gleichgewicht, kann es zu einer Infektion kommen.
Sind Hausmittel bei Scheidenpilz erfolgreich?
Viele Frauen schämen sich, über ihre Scheidenpilzinfektion mit Ärzten*Ärztinnen oder Apothekern*Apothekerinnen zu sprechen. Sie greifen daher lieber auf Hausmittel zurück. Doch Vorsicht: Diese wirken oft nicht und können die Beschwerden verschlimmern.
So können in Naturjogurt getauchte Tampons als Nährboden für andere Keime dienen, die in der Vagina nichts zu suchen haben. Zudem finden sich auch in naturbelassenem Joghurt chemische Zusätze oder Konservierungsmittel, die der Scheidenflora nicht zuträglich sind. Scheidenspülungen mit Essigwasser sind ebenfalls nicht geeignet. Das Scheidenmilieu hat mit der bestehenden Infektion schon genug zu tun. Die empfindlichen Bakterienkulturen auf der Schleimhautoberfläche werden oft durch Essigkuren zerstört und das gesunde Scheidenmilieu kann sich nur langsam wiederaufbauen. Und Knoblauchzehen sollte man lieber zum Kochen verwenden, anstatt sie in die Scheide zu stecken!
Mehr Informationen: Mehr Schaden als Nutzen von Hausmitteln bei Scheidenpilz
Hilft eine Anti-Pilz-Diät gegen Scheidenpilz?
Hartnäckig hält sich auch die Empfehlung, bei Scheidenpilz eine sogenannte „Antipilz-Diät“ zu machen. Mit einer streng zuckerarmen Diät soll den Pilzen, die sich im Darm von Zucker ernähren, die Nahrungsgrundlage entzogen werden. Dadurch werde sich die Zahl der Pilzerreger im Darm minimieren – und damit ein wesentlicher Risikofaktor für wiederkehrende Scheidenpilzinfektionen. Eine Wirksamkeit dieser Antipilzdiät zur Behandlung oder Vorbeugung von Scheidenpilzinfektionen konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden.
Homöopathische Mittel bei Scheidenpilz
Die Homöopathie kennt mehrere Mittel, die bei Scheidenpilz-Infektionen eingesetzt werden können. Doch im Gegensatz zu den Antipilzmitteln aus der Apotheke eignen sich diese nicht zur Selbstbehandlung. Betroffene Frauen, die ihre Pilzinfektion homöopathisch behandeln lassen wollen, sollten sich an eine*einen Gynäkologin*Gynäkologen mit einer homöopathischen Zusatzausbildung wenden.
Muss der*die Partner*in mitbehandelt werden?
Bei einer Scheidenpilzinfektion ist es in der Regel nicht nötig, dass der*die Sexualpartner*in der betroffenen Frau mitbehandelt wird. Dies ist nur zu empfehlen, wenn zum Beispiel der Mann selbst Beschwerden wie Entzündungszeichen an der Eichel oder Vorhaut sowie Ablagerungen unter der Vorhaut hat. Bei Scheidenpilzinfektionen, die immer wieder erneut aufflammen, ist es jedoch ratsam, dass sich auch der*die Partner*in untersuchen lässt. Zudem sollte während und nach einer Scheidenpilzinfektion besondere Vorsichtsmaßnahmen beim Geschlechtsverkehr getroffen werden: Kondome schützen davor, dass es nicht zur gegenseitigen Ansteckung, so genannten Ping-Pong-Infektionen kommen kann. Auch das sogenannte Lecktuch hat sich bei Oralverkehr als geeignete Schutzmaßnahme bewährt.
Milchsäurepräparate während und nach der Scheidenpilz-Behandlung
Frauen, die immer wieder an Scheidenpilz erkranken, sollten nach einer Infektion die Flora der Vagina mit Milchsäurebakterien wiederaufbauen. Die Laktobazillen sind ein natürlicher Bestandteil der Vagina. Sie sorgen für ein saures Klima, das Pilze und Bakterien am Ausbreiten hindert. Ist das Scheidenmilieu nicht sauer genug, kann es zu einer Infektion kommen. Die Milchsäurekur, die es als Gel oder Kapsel in der Apotheke gibt, kann sogar bei einem sich bereits anbahnenden Scheidenpilz eingesetzt werden, um das Scheidenmillieu zu stabilisieren und den Pilz zurückzudrängen. Wenn jedoch nach zwei bis drei Tagen keine Besserung zu spüren ist, sollte der Pilz mit einem Antimykotikum behandelt werden.
Wie kann die Behandlung unterstützt werden?
Neben der Anwendung von Milchsäurepräparaten kann die Scheidenpilzbehandlung mit antimykotischen Mitteln durch weitere Maßnahmen unterstützt werden. Wichtig ist eine zwar sorgfältige, aber nicht übertriebene Intimhygiene. Scheidenspülungen, spezielle Waschlotionen oder Intimspays sind nicht nur unnötig, sie können das angegriffene Scheidenmillieu zusätzlich schädigen. Eine Intimrasur sollte besser auf die Zeit verschoben werden, wenn die Infektion abgeklungen ist. Während der Behandlung ist es zudem besser, Unterwäsche aus Baumwolle und luftige Kleidung zu tragen. Unterwäsche aus synthetischen Materialien, String-Tangas und enge Hosen verzichten. Diese Kleidung fördert ein feuchtwarmes Klima in der Genitalregion und kann diese zusätzlich reizen.
Spezial-Sprechstunden für Scheidenpilz-Geplagte
Wenn selbst der*die behandelnde Gynäkologe*Gynäkologin nach etlichen Therapieversuchen nicht mehr weiterweiß, kann er*sie Frauen mit immer wiederkehrendem, hartnäckigem Scheidenpilz in eine Infektionssprechstunde überweisen.
Gute technische Ausstattung und spezielle Kenntnisse zeichnen die Infektionssprechstunden aus. Durch zusätzliche Laboruntersuchungen können Infektionsabteilungen zudem feststellen, ob es sich bei den Beschwerden um ein infektiologisches oder ein allergisches Problem handelt. Beim ersten Besuch in einer solchen Spezialsprechstunde ist es empfehlenswert, bisherige Befunde und benutzte Salben und Medikamente gleich mitzubringen. Das erleichtert die Diagnose.
Anlaufstellen für Patientinnen mit chronischem Scheidenpilz
Infektiologische Sprechstunde Prof. Weissenbacher (München)
Prof. Weissenbacher leitete bis September August 2012 die Sprechstunde am Klinikum der Universität München-Großhadern und führt diese in seiner Praxis Premium Medizin fort
Ansprechpartner: Prof. Ernst Rainer Weissenbacher
Sprechstunde: Anmeldung unter Tel. (089) 242920390
Adresse: Neuhauser Str. 3a, 80331 München
Allgemeine Sprechstunde der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum der Universität München-Großhadern
Nach eigenen Angaben die größte Sprechstunde dieser Art in Deutschland. Jährlich betreuen die Ärzte rund 4.400 Patientinnen.
Ansprechpartner: Dienstarzt
Sprechstunde: montags und donnerstags: 8-14 Uhr, Anmeldung unter Tel. (089) 7095-6800
Adresse: Marchioninistr.15, 81377 München
Sprechstunde "Gynäkologische Infektiologie" an der Klinik für Gynäkologie, Gynäkologische Endokrinologie und Onkologie Philipps-Universität Marburg
Die Ärzte hier haben sich unter anderem auf die Beratung und Behandlung bei gynäkologischen Infektionen spezialisiert.
Ansprechpartner: Dr. U.S. Albert
Sprechstunde: mittwochs: 12-16 Uhr nach Vereinbarung, Tel. (06421) 2864400
Adresse: Pilgrimstein 3, 35037 Marburg
Infektiologische Sprechstunde der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum der J.W. Goethe-Universität
Vor allem auf HIV-Patientinnen spezialisiert
Ansprechpartnerin: Dr. Caroline Faul-Burbes
Sprechstunde: Anmeldung unter (069) 63014312 oder 63015115
Anschrift: Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main
Institut für Pilzerkrankungen Spezialambulanz zur Betreuung von Patienten mit Haut-, Vaginal- und Inneren Mykosen
Ansprechpartner: Prof. Hans-Jürgen Tietz
Sprechstunde: Anmeldung unter Tel. (030) 28873650, E-Mail: [email protected]
Adresse: Luisenstr. 50, 10117 Berlin